Sehnsüchte

Es gibt Tage, da tauchen Gelüste oder Sehnsüchte auf. Wie aus dem Nichts! Es entsteht ein »Hieper« auf etwas und die Gedanken kreisen nur noch darum, wie man ihn verwirklichen kann. Kennt ihr das auch?

Gestern hatte ich so einen Tag.

Der Wetterbericht sagte wieder Regen voraus, wieder nix mit Frühling. Ich aber wollte Sonne, sofort und diese möglichst in Kombination mit dem Fahrtwind beim Radfahren.

Am frühen Vormittag schien tatsächlich die Sonne und wir fuhren mit dem Fahrrad Richtung IGA-Park in Schmarl. In der Zeitung hatte ich gelesen, dass der Park für Fahrräder und Hunde freigegeben wurde, Eintritt weggefallen ist und sich die Besucherzahl dadurch drastisch erhöht habe.

Der Park ist ziemlich groß und die Wege sind weitläufig. Es machte richtig Spaß, durch den Park zu radeln.

Die Sonne verschwand recht schnell und von warmer Frühlingsluft waren wir weit entfernt. Egal! Einige Bäume zeigten schon grüne Blattspitzen, Krokusse blühten.

Wir fuhren den Weg Richtung Traditionsschiff.

Es waren nur wenige Leute unterwegs.

Sollten meine Gelüste nach Sonne, Rad und frischer Luft abartig sein?

Links vom Schiff befindet sich eine kleine Bootswerft. Michael verschwand sofort dahin und ward nicht mehr gesehen.

Ich schlenderte am Kai entlang, fotografierte und war dann doch neugierig auf die Bootswerft. Dort fand ich den Gatten im Gespräch mit einem Bootsbauern. Ich registrierte für mich, dass er attraktiv und äußerst sympathisch war, was meine Fantasie und Redelust aktivierte.

Vom Bootsbau verstehe ich so gut wie nichts und musste deshalb viel fragen. Auf jede Frage bekam ich eine ausführliche, von einem Lächeln untermauerte Antwort. Uwe Ahlgrimm liebt das Segeln, war jahrelang aktiv in dieser Sportart. Man muss es mögen, das Wasser, den Wind und oftmals die Kälte.

Die Bootswerft auf dem IGA-Gelände untersteht dem Schiffahrtsmuseum Rostock und die Jolle, die hier nachgebaut wird, ist ein historisches Boot. 2017 begannen die Arbeiten, die sich noch eine Weile hinziehen werden.

Das Projekt wird vom Förderkreis des Museums unterstützt und ist auf Spendengelder angewiesen. Immerhin kamen schon 30T€ zusammen.

»Und was gebt ihr Beide?«, fragte Uwe. Ich hatte -wie so oft- gar kein Geld mit und Michael tat, als hörte er nichts. Wir brachen in Gelächter aus und beteuerten, dass es das Erste sei, was wir nachher machen, Geld überweisen!

Uwe erklärte uns die einzelnen Schritte, die zum derzeitigen Stand der Fertigung der Jolle geführt haben. In der Werkstatt hängen historische Fotos, die zeigen, wie das fertige Boot aussehen wird.

Diese Boote wurden früher von den Warnemünder Fischern für die Fischerei und Transport von Sand zum Hafen nach Rostock benutzt. Den Sand benötigte man als Ballast für die Segelschiffe. Mit Einsetzen der Motorisierung kamen die Schiffe für Lustfahrten auf See zum Einsatz. Von den Warnemünder Jollen hat kein Schiff die Zeit überstanden. Der Nachbau gestaltet sich schwierig, da es wenige Unterlagen gibt.

Er zeigte und erklärte die noch funktionierende Schmiede und auch, wo das Holz »gekocht« wird, damit man es biegen kann. Letzteres findet viel Anklang, wenn Schulklassen zur Besichtigung kommen. Wenn die Kinder aus einem Nagel einen Anhänger schmieden dürfen, sind sie begeistert. Ich übrigens auch.

Schmiede

Anlage zum Kochen des Holzes

Man merkt Uwe die Begeisterung für seine Arbeit an.

»Wer hat noch so einen schönen Ausblick, wenn er auf Arbeit ist?«, fragt er lachend und zeigt auf die Warnow. In der Ferne sieht man den Überseehafen und wie zur Bestätigung schippert die Fähre nach Finnland vorbei. Er freut sich auf die künftigen Fahrten nach dem Stapellauf der Jolle. Aber noch ist es nur ein Traum.

Es ist immer schön, wenn man Menschen trifft, die so begeistert von ihrer Arbeit sprechen. Arbeit? Es ist zu einem hohen Anteil Hobby und das macht den Unterschied zur normalen Arbeit. Beneidenswert!

Zurück in Warnemünde regnete es. A b e r die Hoffnung auf Sonne stirbt zuletzt.

Nächste Woche ist Frühlingsanfang👍 und dann solltet ihr in den IGA-Park fahren und Uwes Jolle anschauen.

Es lohnt sich!

PS. Für jedes Bedürfnis ist gesorgt …

4 Kommentare zu „Sehnsüchte

  1. Tja , liebe Jutta ,
    diese Gelüste gehören wohl zum Repertoire einer normalen Gefühlswelt . Zu dumm nur , daß man oft genug vernunftgesteuert ist und auf manche neugierige Tour dewegen verzichtet. Aber es begegnen einem auch im Alltagsleben Begegnungen , die interessant sind . So war ich kürzlich wieder schwimmen und ich habe dort erstmalig die „Ausrüstung“ einer muslimischen Schülerin mustern können . Die Schulklasse war wie so viele andere auch zum Schwimmsport in der Halle unterwegs . Ich hatte schon etliche solche Schulklassen erlebt aber erstmalig ein solches Schwimmdress in Ganz- Körper – Bekleidung mit integriertem Kopftuch . Das zeigt , daß es hier sicher immer noch exotisch anmutet , wenn einem solches begegnet . Der Umgang der Kinder untereinander war völlig normal und es ist sicher auch zu begrüßen , daß die Eltern dieses Kindes es erlauben , daß sie am Schwimmsport teilnimmt . Man macht sich natürlich Gedanken , ob solch ein Dress geeignet ist , den Sport zu betreiben , aber die Selbstverständlichkeit mit der dieses Mädchen mit ihren Klassenkameraden am Schwimmsport teilnahm, korrigierten solche Gedanken.
    Meine eigenen Gelüste , etwas zu unternehmen , wachsen ebenfalls mit den Temperaturen – so werden wir das Fahrradfahren ernsthaft in´s Visier nehmen und ich lauere auch schon auf die zeit , die Terrasse wieder mit den überwinterten Blumen bestücken zu können . Ein kleiner Frühlingsgruß wurde schon arrangiert und die Hornveilchen mit ihren bunten Blüten schmücken schon eine Fensterfront .
    Enkelkinder haben wir diese Woche auch besucht – das macht uns immer sehr viel Spaß ! Bald ist wieder Oma – Opa – Tag in der Nikolai – Kirche , wo wir die neuen einstudierten Kinderlieder hören können – immer ein Highlight .
    So viel für heute von mir !
    Bleib gesund , neugierig und weiter so mitteilungsbedürftig !
    Holger

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  2. Hallo Jutta,

    das war ja eine anregende Frühlingsgeschichte, einfach aufs Fahrrad und die Umgebung entdecken.. Frühlingsboten trifft man überall.
    Ich hatte von einer Rostocker freundin schon von dem attraktiven Gelände gehört.
    Für uns ist der Ort und insbesondere Das Schulschiff mit Erinnerungen verbunden. Hier wurden wir ein Jahr lang geschult, um im Bereich Skandinavientourismus Kenntnisse zu sammeln.

    Das nur nebenbei, für mich war dein Beitrag anregend, erinnert er doch wieder daran, schön neugierig bleiben.
    Und nur wer fragt, bekommt auch Antworten.

    In diesem Sinne einen munteren Frühlingsanfang, nur zu“ raus aus den engen Gassen“ zum Frühlingsspaziergang.

    Danke

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    1. Danke, liebe Gabi, dass du geschrieben hast. Stimmt, man muss fragen und neugierig bleiben, das ist die Essenz des Lebens.
      Ich melde mich nächste Woche bei dir, weil ich neugierig bin, was sich bei dir ereignet hat.
      Lass dich umarmen!!!

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