Corona-Splitter (18)

Telefonate

Die ganz große Telefoniererin bin ich nicht.

Allerdings hat sich das in der Pandemie- Zeit geändert.

Mit den Enkelinnen telefoniere ich oft. Skype finde ich nicht so gut, weil dann vier ‚Sinne‘ beansprucht werden: hören, reden, sehen und als vierter Sinn: Faxen machen und rumalbern. Beim Telefonieren sind sie auf zwei ‚Sinne‘ konzentriert.
Am letzten Samstag erzählten sie von den Erlebnissen in den Herbstferien und vor allem davon, dass sie von einem Fake-Polizisten gehört haben. Das hat sie sehr beeindruckt und ihre aufgeregten Stimmen überschlugen sich beim Erzählen. Mir rutschte in einer kleinen Pause heraus, dass das ja fast so schlimm sei wie die Enkeltricks.
Sofort waren die falschen Polizisten vergessen und ich sollte ihnen diesen Trick verraten. Ich erklärte ihnen, was damit gemeint sei und es war einen Moment still. Dann flüsterten beide.
»Oma«, hörte ich sagen »das können wir doch mal spielen. Ich bin der Anrufer und du bist die Oma, die betrogen werden soll.«

Das Rollenspiel funktioniert gut zwischen uns . Wenn ich zu Besuch bei ihnen bin oder sie hier, werden die verschiedensten Alltagsangelegenheiten durchgespielt. Gerne Restaurant mit frechen Gästen, unartigen Kindern und unqualifizierten Kellnern!
Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.


Das Enkel-Trick-Spiel begann etwas holprig, da sich jeder Argumente für seine Forderung ausdenken musste. Es gefiel aber allen gut, so dass die Rollen getauscht wurden.
»Nun noch einmal umgekehrt, du der Anrufer, ich die Oma!«, kam es aufgeregt aus der Leitung. Gesagt, getan.
Die Stimmen wurden etwas lauter. Sie waren zunehmend begeisteter.
Nach Ende dieses Spieles kam es wie so oft zum Streit zwischen ihnen, weil ich angeblich immer nur mit einer spreche. Also das ganze Spiel von vorn!
Ich sollte auch gleich wieder der Anrufer sein und ertappte mich, dass ich leidenschaftlicher wurde und noch mehr in der Rolle aufging. Mein Ton und auch der der Enkelin wurde aggressiver und lauter. Die Argumentation auf beiden Seiten hatte neue Elemente und das Gespräch dauerte länger.
»So, jetzt ist aber Schluss«, rief ich und wollte ein anderes Thema anschneiden.
»Mit Pina hast du zweimal gesprochen, ich will auch noch einmal der Anrufer sein!«, rief Olivia und das Spiel begann ein viertes Mal. Die Argumente auf beiden Seiten waren nunmehr ausgefeilter und fantasiereicher, der Ton beim Anrufer aggressiv, die Stimme der Oma weinerlich.
Der Gatte kam aufgeregt die Treppe hinunter und fragte, was denn passiert sei? Ob es mir gut geht?
Es wurde Zeit, das Spiel abzubrechen.
Die Beiden hatten nunmehr die Idee, dass wir doch auf Skype weiterspielen könnten. Da sehen wir uns auch!
Anderthalb Stunden intensives Telefonieren reichten und ich sagte, dass jetzt Schluss sei.
»Aber morgen können wir das doch nochmals spielen, Omi?«, fragte beide fast gleichzeitig, als ich schon fast aufgelegt hatte. Woher haben die Beiden nur ihre Energie und Fantasie? In meinem Kopf geistert die Idee, daraus für sie eine kleine Geschichte zu formulieren. Denke mal, die Pandemie ist noch nicht vorbei und es gibt einen Corona-Splitter(19). Diesmal für die ganz junge Generation!

Meine grauen Zellen sind aktiviert.

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6 Kommentare zu „Corona-Splitter (18)

    1. Hallo Dorit,
      mit dir muss ich den Enkeltrick nicht üben, weil du wahrscheinlich die Trickbetrüger reinlegst. Am Telefon macht dir keiner etwas vor😉
      Danke für deine Rückmeldung und lieben Gruß!

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    1. Mochte ich immer, aber nur unter bestimmten Kontext. So wie wir es praktizierten, war es nicht so ganz meins. Mit den Enkelinnen sehr gern.
      Hat halt so jeder seins😉
      Danke für Rückmeldung!
      LGj

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