Reise nach Portugal

(Fiktive Briefe aus dem Urlaub)

Liebe K.,
wir haben lange nichts voneinander gehört und ich hoffe, dass es dir gut geht. Seid ihr noch beim Umbau des Hauses?
Immer wieder nahm ich mir vor, zu schreiben, aber du kennst mich ja. Theorie und Praxis!
In nächster Zeit werde ich dir des öfteren schreiben, denn eine längere Reise in den Süden ist geplant. Nicht auf die Insel Ischia, nein, nach Portugal.

Der Gatte wünschte sich einen Aktivurlaub und fand ein entsprechendes Angebot. Ob ich einverstanden sei, fragte er. Ja, ich schon, muss aber noch mit meinen Knien verhandeln, die ab und an nicht so wollen wie ich. Der eine Arzt sagt so, der andere so und der dritte meinte, solange ich bis zur Mole laufen kann, muss nicht am Knie rumgedoktert werden. Stimmt nicht ganz, der Weg zur Mole, ja, aber dass nichts gemacht wird, denn ein Übungsprogramm absolviere ich jeden Tag. Hilft nicht immer.
Heute morgen starten wir von W. aus mit dem Zug gen Frankfurt.

Das Packen war wie immer eine Herausforderung. Die Temperaturen im Norden sollen ähnlich sein wie hier, im Süden sommerlich warm. Regen gibt es natürlich auch, laut Vorhersage.
Weisst du noch, als wir in Amalfi auf dem Felsen lagen, die Sonne erbarmungslos schien, dich verbrannte? Wie wir dann in das Mittelmeer sprangen und weit hinausschwammen? Handtücher gereicht bekamen?Diesmal ist es der Atlantik, der rauer ist als das Mittelmeer und auch kälter. Das Handtuch wird der Gatte reichen.
Am Ende vergangener Reisen steht in meinem Tagebuch, worauf ich bei einer nächsten Reise achten sollte. Immer, wirklich immer, steht: keine weissen Blusen! Wegen Tomatenflecken und Vergilbung vom Sonnenschutz.
Ich ertappte mich, dass ich als Erstes die Blusen rausgelegt habe.
Es wird ein Wanderurlaub, Frau W., da brauchst du feste Schuhe und wetterfeste Kleidung! Aber um vom Norden in den Süden zu kommen, müssen einige Städte durchquert, kulinarisch und kulturell erkundet werden. Ohne die derben Wanderschuhe. Mit allen Sinnen. Natürlich in einer weissen Bluse, wisperte eine innere Stimme.
Zuhause verfolgt mich stets der Gedanke, dass wir tagsüber unterwegs sind und abends, frisch und schick angezogen, ein Restaurant aufsuchen. Was so gut wie nie passiert. Es wird meist auf dem Heimweg in einem Restaurant oder ähnlichem Halt gemacht. Dann geht es in die vorgesehene Unterkunft bzw. Hotel. Auch ein Absacker wird in Trekkingsachen eingenommen und der Tag mit anderen Reiseteilnehmern ausgewertet.
Bei diesem Reiseveranstalter gibt es kein Schickimicki, keine Luxusunterkünfte, dafür sehr gute Reiseleiter, meist offene und smpathische Reisegruppen.
Kurz innegehalten, als alles von der Liste abgehakt war, Bücher online und gedruckt, Ladekabel, alles da.
Erinnerst du dich auch daran?
Damals gab es die ersten Handys, ganz kleines Display und ich weiss gar nicht mehr, ob man damit fotografieren konnte? Auf jeden Fall schauten wir damals den Leuten ins Gesicht und sie uns auch. Wir kamen schnell ins Gespräch und so manche Einladung wäre nicht ausgesprochen worden, hätten wir immer auf das Handy geschaut. Wie hiess dieser süffige Rotwein? Der, den der Kellner verschüttete, du erinnerst dich?
Oh, ich schweife ab.
Sonne begleitet uns bis Hamburg und ich gestehe, es reist sich in der ersten Klasse besser, zumal es etwas Schokolade gibt für den Lieblingsgast. Bei der DB ist JEDER Lieblingsgast- allerdings nur in der ersten Klasse.
Hamburg naht. Mit der Stadt kommen die Wolken und ab Münster der Regen.

(Foto Michael Walden)

Das Essen, das bis Frankfurt reichen soll, ist kurz hinter Hamburg alle. Ein Kaffee wird serviert und von mir bezahlt. Schokolade und Kaffee wären als Geste zuviel. So ‚dicke‘ hat es die Bahn nicht.
Wie es aussieht, erreichen wir alles pünktlich, nicht so wie damals, als ich das Datum verwechselte und wir einen Tag eher hätten zurückfliegen müssen. Ich frage mich heute noch, wie das passieren konnte. Unaufmerksam! Das wäre die leichteste Erklärung, ehrlicher ausgedrückt:
Den Glücklichen schlug keine Stunde!

Ich melde mich wieder aus Porto. Vielleicht findest du Zeit für eine kleine Nachricht, sofern der Umbau des Hauses Zeit lässt.

Liebste Grüsse!

3 Kommentare zu „Reise nach Portugal

  1. Geht gut los, Deine Reise, 1. Klasse!👍 Das Packproblem… Ich glaube, jede Frau kennt das. Immer zuviel und ganz oft das Falsche, wie ich gerade bei dem Wetterumschwung in die Kälte feststelle. Und in allen Geschäften hängt die Sommerware!
    Apropos Handy: las heute, dass Restaurants in Frankreich (natürlich nicht in MV!, die würden verarmen), Gästen, die ihr Handy am Eingang abgeben, eine Flasche Wein spendieren!
    Gute Reise und ich warte gespannt auf Deine Berichte.

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