Reise nach Portugal (2)

(Fiktive Briefe)

Liebe K,
danke für deine schnelle Antwort. Der Umbau dauert also immer noch an?
Den Namen der Firma von der Sauna schicke ich dir. Es war eine russische Firma und wir sind nach wie vor sehr zufrieden. Alles funktioniert! Wasseranschluss im Garten haben wir noch nicht, die Gießkanne leistet gute Dienste. Gönnen wir den Nachbarn weiterhin etwas für Aug’ und Ohr!
Es freut mich, dass du mit mir ‚weiterreisen’ möchtest. Ich werde die Sehenswürdigkeiten nicht im einzelnen beschreiben. Stimmt, da hast du Recht, das macht jeder Reiseführer besser. Ich schreibe dir über das ‚drumherum’. Einverstanden?
Die Reise begann mit Verspätungen sowohl bei der Bahn als auch beim Flug, was zu Beginn gar nicht so aussah. Was soll’s!
Kurz vor Mitternacht empfing uns laue Luft in Porto. Im Hotel rechnete wohl keiner mehr mit uns, denn es dauerte sehr lange, bis endlich jemand kam und uns einließ. Der Portier war am Tresen etwas engenickt, was ja mal passieren kann, oder?
Dafür entschädigte ein sehr gutes Frühstücksbüffet! O-Saft- von mir gepresst, also 100% Frucht und das bei IBIS! Das Hotel lag im Centrum der Stadt und alles war gut erreichbar.
Der Start zum Stadtrundgang im Park war das erste Zusammentreffen der Gruppenmitglieder. Jeder stellte sich vor. Namen verstand ich teilweise nicht, da der Park direkt an eine Hauptstraße grenzte. Angelika und Karl-Heinz, Gisela und Günter- Namen deuten auf Jahrgänge, es passt also! Wir sind fast unter uns. Aber noch fremdeln wir.

Porto ist eine lebhafte Stadt mit sympathisch-marodem Charme, göttlichen Törtchen und süffigem Wein. Ich sage nur VINO VERDE!!!

Markthalle
Bahnhofshalle
Auf zum Fluss

Wir stürzten uns zu Fuß in das Getümmel der Stadt an der Mündung des Douro. Die schönsten Sehenswürdigkeiten wie die Kirchen Carmo und Carmelitas aus dem 18. Jahrhundert, den Glockenturm der barocken Igreja dos Clérigos, die gewaltige Kathedrale auf dem Stadthügel Penta Ventosa oder die Halle im Bahnhof São Bento mit ihrer aus 20.000 Kacheln bestehenden Bildergalerie versetzten uns ins Staunen. Immer wieder fanden wir kunstvolle Kacheln („Azulejos“), die die Fassaden der Gebäude schmücken. Sie sind nicht nur Dekoration sondern auch Schutz. Wir erhielten einen Einblick, wie diese meist blau bemalten Keramikfliesen hergestellt werden und welche Bedeutung sie einst hatten. Die Straßen und Wege sind mit Steinen aus Kalk gepflastert, was mir gut gefiel.

Straßenpflaster

Ebenfalls aus dem Stadtbild nicht wegzudenken ist das Gebäck „Pastéis de Nata“, kleine Blätterteigtörtchen mit einer cremigen Puddingfüllung. Ich bin kein Freund von Süßspeisen, am wenigsten von Pudding, aber diese Törtchen schmecken echt gut.

Eine weitere Spezialität der Stadt sind die Weinkellereien und eine davon besichtigten wir: Die preisgekrönte Weinkellerei Burmester!
Drei verschiedene Portweine probierten wir und erfuhren mehr über die Geschichte und Destillierung des beliebten Likörweins.

Zur Geschmacksneutralisierung wurde Schokolade gereicht, bittere und aus Vollmilch. Ich kannte bisher nur, dass zur Neutralisierungen bei Verkostungen Weißbrot oder Käse gereicht wurde. Der helle Portwein schmeckte mir am besten im Gegensatz zu den meisten anderen Verkostern.

Inzwischen war die Temperatur draußen auf 25 Grad gestiegen, fast schon unerträglich. Immerhin hatten wir am Tag zuvor schlanke 8 Grad! Von der Kellerei aus war die berühmte Brücke Ponte Dom Luis I gut zu sehen.

Der Weg vom Zentrum zum Hafen führt bergab und theoretisch irgendwann wieder bergauf. Ich plädierte auf dem Rückweg für die Standseilbahn Funicular dos Guindais und konnte auch den Gatten überzeugen.

Ein starker Kaffee war der nächste Wunsch, der in Porto überall erfüllt werden kann und auch wirklich gut und kräftig ist. Inzwischen waren wir knapp 10 km gelaufen und hatten uns eine Pause verdient.

In Portugal isst man nach 20 Uhr zu Abend. Wir hielten uns bei der Auswahl des Lokals an die Empfehlung des Reiseleiters. Ein Fehler! „Ihr könnt den Hauswein nehmen!“, hieß es aus der Gruppe. Auch keine gute Empfehlung! Nun, für den Rest der Zeit, wird es wie immer gemacht: nur in Restaurants, wo viele Einheimische und die voller Menschen sind, wird gegessen! Wir wissen es doch, warum hin und wieder Experimente?

Nach dem Essen liefen wir nochmals durch die Stadt. Inzwischen dunkel geworden, verströmte die Stadt mit ihrem Licht einen anderen Charme, den Charme eines Sommerabends. Sehr viele Menschen unterwegs, Kinder im Kinderwagen, bellende Hunde und immer wieder Strassenmusiker.

Wir beschlossen, in einem Strassenlokal noch Vino Verde zu trinken, den Tag Revue passieren zu lassen.

Wohlig und müde fiel ich später ins Bett und schlief sofort ein. Die Ohrenstöpsel klemmten die ganze Nacht fest zwischen dem kleinen und dem Ringfinger.

Du liest es, liebe K., Urlaub ist anstrengend!
Ich weiß, du würdest diese Anstrengung gern noch einmal mit mir erleben. Eine Gruppe brauchten wir dazu nicht, vermute ich, da würde uns auch nach so vielen Jahren etwas einfallen. Ob allerdings heute nochmals aus einem Tanzlokal die sonore Stimme des Sängers mit:
„Hallo, ihr Zwei!“ ertönen und dann L’AMERICANO gespielt würde? Ich bezweifle es stark. Deshalb geht nichts über Erinnerungen. Ich hoffe, du findest neben all der Arbeit auch etwas Zeit für dich.

Wie immer, liebste Grüße!

4 Kommentare zu „Reise nach Portugal (2)

  1. wunderschöne Fotos und eine super Idee die Reise in Form von Briefen zu erzählen – wir wünschen eine gute Zeit und schöne Erlebnisse .

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